In dem sich auf dem Josef-Haubrich-Hof befindlichen Kubus der hdak (Haus der Architektur Köln) fand am 21.05.2024 eine Veranstaltung zum Zustand bzw. der Entwicklung des Josef-Haubrich-Hof statt.
Thema des Abends: „Wohin steuert der Josef-Haubrich-Hof?“
Wir waren als Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt e. V., Köln, mit zwei Personen vertreten, um uns aufgrund der Inhalte und Erkenntnisse der anderen Beteiligten dieser Veranstaltung ein Bild machen zu können, wie andere betroffene Personenkreise die Situation der offenen Drogenszene am Josef-Haubrich-Hof bewerten und einschätzen.
Das folgende Gedächtnisprotokoll spiegelt den Verlauf und die inhaltliche Wahrnehmung wieder.
Haus der Architektur Köln, kurz: hdak, Kubus auf dem Josef-Haubrich-Hof;
21.05.2024; Beginn 19 Uhr
Thema des Abends: „Wohin steuert der Josef-Haubrich-Hof?“
Die Vorstandsvorsitzenden des hdak, Frau Prof. Dörte Gatermann und Herr Christian Wendling eröffneten um 19 Uhr den Vortrag.
Im Kubus befanden sich insgesamt ca. 40 Personen, einschließlich der beiden hdak-Vorstände. Unter den Anwesenden waren ca. 10 Personen, die bei der Stadt Köln in irgendwelchen Dezernaten arbeiten, z. B. Städtebau, Kultur, Drogenkonsumraum sowie ein Mitarbeiter der VHS.
Herr Wendling eröffnete den Abend mit einem Überblick über die Geschichte des Kubus und des Umfeldes in den letzten 15 Jahren.
Danach übernahm Frau Prof. Gatermann das Wort und referierte darüber, wie sich in den letzten 3 Jahren die Situation rund um den Kubus verschlechtert hat. Sie brachte die zunehmende Verschlechterung in Zusammenhang mit dem 2021 eröffneten Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt. So wird der Kubus zum Beispiel als Windschatten beim Aufkochen von Drogen genutzt sowie die Stufen als Sitz- und Konsumplatz für die Drogenabhängigen. Die Gäste der Veranstaltungen des hdak blieben in Folge dessen – durch diese beängstigende Situation auf dem Platz – zunehmend weg. Dazu kommt, dass der Josef-Haubrich-Hof nachts durch schlechte Beleuchtung ziemlich dunkel ist. Es ist dort ein Angstraum entstanden.
Seit Mitte letzten Jahres hat sich dort die Heroin- und Crackszene manifestiert. Die Drogenabhängigen sind nicht mehr ansprechbar. Einige verhalten sich wie „Zombies“. Der hdak will aber nicht hinnehmen, dass der Josef-Haubrich-Hof jetzt zusätzlich noch durch die Baumaßnahmen in der Zentralbibliothek endgültig zu einem „Lost Place“ wird. Man will mit zahlreichen Maßnahmen gegensteuern.
Es folgte nun ein Vortrag mit den Maßnahmen, die der hdak erarbeitet hat, die zu einer Verbesserung der Situation auf dem Platz führen sollen.
1.) Der Kubus wird zum „Kulturkubus“. Wunschvorstellung ist eine tägliche Kulturveranstaltung. Der Kubus soll für die freie Kulturszene nutzbar gemacht werden.
2.) Die Zentralbibliothek zieht im Laufe des Julis 2024 in die Interimsräumlichkeiten in der Hohe Straße.
3.) Es wird die Errichtung eines Cafés in der VHS und dadurch Öffnung zum Josef-Haubrich-Hof angestrebt. Da es bisher nur einen Getränkeautomaten im Keller der VHS gibt und es rundherum keine Möglichkeiten für ein „Zusammensein“ mehr gibt – das italienische Eiscafé „Atrium“ ist nunmehr geschlossen – soll eine neue Möglichkeit geschaffen werden, sich in der Nähe nochmals zusammenzusetzen.
4.) Der Ladenleerstand (ehemaliges Atrium und ein weiterer Laden im unteren Bereich des Ärztehauses) erzeugt einen Gesamteindruck bei dem man sich unwohl fühlt, wenn man hier vorbeigehen muss. Der hdak will dazu mit der Verwaltung der Stadt Köln und den Fondmanagern der Gebäude in Verbindung setzen. Sie schlagen vor, dass man beide Leerstände für die Zeit des Umbaus der Zentralbibliothek kostenlos vermieten soll. Dabei soll das ehemalige Atrium möglichst wieder für eine neue Gastronomie und die anderen Räumlichkeiten das Büro des hdak werden – oder Ähnliches.
5.) Die Ladenfassaden – gerade in dem Durchgang zwischen Fleischmengergasse und Josef-Haubrich-Hof -, deren Fenster überwiegend undurchsichtig sind, sollen künstlerisch und ansprechend gestaltet werden. Das könnte kostenlos durch das hdak angeboten werden.
6.) Für die Baustelle der Zentralbibliothek wünscht sich der hdak einen ansprechend gestalteten Bauzaun, um nicht zusätzliche Angsträume entstehen zu lassen.
7.) Sicherheit
Zur Zt. arbeiten im Josef-Haubrich-Hof 3 Sicherheitsfirmen, deren Arbeit bisher nicht untereinander koordiniert wird. Wenn die Umbaumaßnahmen an der Zentralbibliothek beginnen wird eine 4. Sicherheitsfirma die Baustelle sichern. Der hdak schlägt vor, die Sicherheitsfirmen zu koordinieren, damit eine effektivere Arbeit möglich ist. Zusätzlich dazu sollen Polizei und Ordnungsamt für Sicherheit sorgen. Die Sicherheit am Josef-Haubrich-Hof ist bereits jetzt ein großes Problem. Viele Leute, vor allem Frauen, haben auch am Tag Angst über den Platz zur Zentralbibliothek zu laufen. Eltern mit Kindern berichten über verstörende Bilder, wenn die Drogenabhängigen vor aller Augen und ungeniert sich entweder eine Spritze setzen oder Crack rauchen. Der hdak bekommt ständig Briefe, die über die über die unsäglichsten Vorfälle mit den konsumierenden Drogenabhängigen berichten.
Der hdak hat darüber bereits mit der Polizei gesprochen. Und auch diese bestätigte, dass es ihrer Meinung nach „extrem“ geworden sei. Der hdak ist angehalten worden, die Polizei jederzeit bei Vorfällen zu rufen. Die Polizei ist dann meistens auch umgehend vor Ort. Das Ordnungsamt hat unter Anderem sein Leid geklagt, keine Kompetenzen zu haben, durchgreifende Entscheidungen zu treffen. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes wurde von Frau Prof. Gatermann mit den Worten zitiert: „Das ist eine Bombe, die hier bald platzt“.
8.) Grün
Alle Grünflächen rund um den Kubus im Josef-Haubrich-Hof sind verlottert, teilweise fehlen Sträucher. Einen Schnitt haben die Sträucher auch ewig nicht bekommen. Überall, wo es ungepflegt aussieht, nehmen sich erfahrungsgemäß die Menschen auch weniger in Acht. Deshalb muss unbedingt was unternommen werden, was ja an sich keinen großen Aufwand darstellt und schnell erledigt werden könnte.
9.) Sauberkeit
Der Josef-Haubrich-Hof muss häufiger gereinigt werden. Es stinkt überall, weil an Hecken und Kubus uriniert wird. Und außerdem gibt es ein Rattenproblem, weshalb überall die Köderboxen stehen.
10.) Licht
Der Platz ist düster. Er wird nachts von den Bürgern gemieden. Man hat schon einmal versucht den Platz mehr zu beleuchten, aber dieses Licht entfaltete eine Sogwirkung für die Drogenabhängigen, da sie sich so besser ihre Spritzen setzen konnten.
11.) Drogenproblem
Die Drogenabhängigen seien „schwerkranke Menschen“, denen in erster Linie geholfen werden müsse. Aber das ungenierte Dealen und alles damit Zusammenhängende muß unterbunden werden. Der Josef-Haubrich-Hof ist ein Platz für alle Menschen, aber er wird immer mehr zu einem Platz einer Minderheit, den Drogenabhängigen und Dealern. Viele Leute bleiben wegen den unhaltbaren Zuständen weg. Der Josef-Haubrich-Hof verkommt immer mehr zu einem Angstraum und einem „Lost Place“ mitten in der Kölner Innenstadt. Deshalb will der Hdak Maßnahmen ergreifen, um der Entwicklung entgegen zu wirken, vor allem wegen der jahrelangen Sanierungsarbeiten der Zentralbibliothek, die ja den weiteren Wegfall bürgerlichen Lebens bedeutet.
Man benötige PPP = Private Partner Partnership.
Als erstes wünscht sich der Hdak eine Nutzungsvielfalt. Den Kubus öffnen für allerlei Veranstaltungen, idealerweise 7 Tage die Woche. Man will damit die Frequenz erhöhen und weg von Onlineveranstaltungen des Hdak hin zu Präsenzveranstaltungen im Kubus.
Außerdem plant der hdak seine Geschäftsstelle, z. Zt. in Räumlichkeiten des Kunsthaus Lempertz untergebracht, in das eine leere Ladenlokal im Ärztehaus des Josef-Haubrich-Hofs zu verlegen, um präsent zu sein. Falls dies nicht möglich wäre, könnte man in den Kubus ziehen.
Der Kubus soll saniert werden, Technik und Heizung muss erneuert werden.
Es folgt eine kurze Diskussion.
Die IG Neumarkt bietet ihre Mitarbeit an und freut sich, dass der hdak mehr auf Eigeninitiative setzt und nicht soviel auf die Mithilfe der Stadt. Die Stadt will der hdak dennoch ansprechen und einbeziehen.
Eine ehemalige Streetworkerin meldete sich zu Wort. Die Drogenabhängigen am Josef-Haubrich-Hof hätten zum allergrößten Teil keine deutsche Staatsbürgerschaft und auch keine Krankenversicherung. Sie betrachten den Platz als ihr Wohnzimmer. Und deshalb müssten die Drogenabhängigen in die Konzepte mit eingebunden werden. Es wurde ihr daraufhin entgegnet, dass niemand sein Wohnzimmer so behandle bzw. hinterlasse. Herr Wendling bemerkte ferner, dass der Platz natürlich für alle Bürger zugänglich sein müsse. Aber das sei immer stärker nicht mehr der Fall, weil die Bürger den Platz meiden und die Drogenszene den Platz immer mehr vereinnahmt.
Gegen 20.30 Uhr endete die Veranstaltung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die situative Darstellung der Zustände deckungsgleich mit unseren Wahrnehmungen als Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt e. V. ist. Zu beobachten ist die Zunahme der sichtbaren Drogenszene seit Eröffnung des Drogenkonsumraums am Neumarkt. Ein Umstand, der derzeit noch von Mitgliedern des Gesundheitsausschusses hartnäckig geleugnet wird.
Die Bürger meiden den Josef Haubrich Hof bei Veranstaltungen des hdak. Er wird als Angstraum wahrgenommen und somit gemieden.
Dem angedachten Maßnahmenkatalog des hdak können wir inhaltlich folgen und Punkt
für Punkt unsere Zustimmung erteilen. Der Erfolg allerdings hängt jedoch immer noch entscheidend von der Lösung der Problematik der offenen Drogenszene vor Ort ab.
Das Engagement der Kölner Architektenvereinigung und die Einbringung ihres Knowhows ist absolut zu begrüßen und wird im positiven Sinne hoffentlich zeitnah zu einer verbesserten Wahrnehmung im Bereich des Josef-Haubrich-Hof und somit eine positive Sogwirkung rund um den Neumarkt entfalten.
Für den Gesamtvorstand
Walter Schuch