Es muss endlich etwas passieren! Es wurde schon viel zu viel Zeit verschwendet. Die Innenstadt droht zu kippen. Sie verwahrlost immer mehr. Die Trinker- und Drogenszene nehmen Überhand. Immer mehr verwahrloste Menschen, immer mehr Obdachlose und bettelnde Menschen. Die Partyszene gerät in einigen Bereichen der Stadt außer Kontrolle. In vielen Bereichen der Innenstadt Müll über Müll, fehlende öffentliche Toiletten, ein in vielen Bereichen einfach schmuddeliges Straßenbild.
Daher haben sich seit September dieses Jahres insgesamt mittlerweile 14 Bürgervereine und Interessengemeinschaften der Innenstadt zusammengefunden und am 04.11.21 zu einem gemeinsamen Gipfel im großen „Saal Heumarkt“ des Maritim-Hotels geladen, um das Thema Verwahrlosung der Innenstadt anzugehen. Neben den Vertretern der Bürgervereine und Interessensgemeinschaften, denen auch die Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt angehört, waren führende Sozialvereine der Stadt, der Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, Stadtdirektorin Andrea Blome, Patricia Fromme vom Amt für Arbeit Soziales und Senioren, der Führungsleiter der Polizei Innenstadt, Jürgen Mehlem und der Leiter des Ordnungsamts Wolfgang Büscher anwesend. Moderiert wurde der Abend vom Vorsitzenden unserer Bürgerinitiative Guido Köhler.
Das „Bündnis Innenstadt“ besteht aus folgenden Bürgervereinen und Interessengemeinschaften: ABC Südstadt IG, Bürgergemeinschaft Altstadt, Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt, Bürgerverein Kölner Eigelstein, Gastro Kwartier Latäng, IG Altstadt, IG Deutz, IG Kolumba, IG Mittelstraße, IG Neumarkt, ISG Severinstraße, Bürgerinitiative Mauritiusviertel, Pro Stadtgarten und Stadtmarketing Köln. Weitere 4 Initiativen wollen sich anschließen.
Von den Sozialvereinen nahmen teil: Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), Sozialdienst katholischer Männer (SKM), Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ, mit Gulliver und Lore), Vringstreff, Oase, Diakonie Michaelshoven, Johannesbund, Arche für Obdachlose und die Drogenhilfe Köln.
Bei der Auftaktveranstaltung stand das Thema Obdachlosigkeit in Verbindung mit der Trinker- und Drogenszene im Fokus. Viele Fragen stehen im Raum: Wieso können Obdachlose beispilesweise nicht in ein Obdachlosenheim, wenn sie alkoholisiert sind? Warum dürfen sie oft ihre einzige Bezugsperson, den Hund, nicht in ein Obdachlosenheim nehmen? Warum dürfen in Obdachlosenheimen medizinisch überwacht nicht auch Drogen konsumiert werden? Warum müssen die Obdachlosen morgens um 8 die Einrichtungen wieder verlassen? Warum gibt es keine ausreichenden tagesstrukturierenden Angebote (auf die im Übrigen ein Rechtsanspruch besteht)? Warum kommuniziert der Verkehrsdienst nur unzureichend mit dem Ordnungsdienst bei Auffälligkeiten? Warum ist die Vernetzung zwischen KVB – Ordnungsamt und Polizei nur unzureichend? Warum gibt es keine ausreichende Vernetzung der Ordnungsbehörden und KVB mit Streetworkern? Warum gibt es zu wenige Streetworker? Warum können einfach so Haus- oder Geschäftseingänge von Obdachlosen „besetzt“ werden? Wieso wird zugelassen, dass Menschen überall einfach auf der Straße liegen? Wieso gibt nicht ausreichende öffentliche Toiletten? Wieso quellen die Mülleimer über? Wieso ist das Stadtbild häufig so schmuddelig und und und…
Das sind Themen, die schon längst hätten angegangen werden müssen. Ja! Sie lassen sich jedoch nicht an einem Abend lösen. Wir brauchen auch keine weiteren Schnellschüsse. Wir brauchen koordiniertes und wirksames Handeln, das allen Betroffenen hilft: Den Hilfsbedürftigen genauso wie den Anwohnern, Geschäftsleuten, unseren Kindern und den Besuchern unserer Stadt. Ziel ist ein gesamtheitliches Konzept, aber auch kurz- und mittelfristige Maßnahmen aus dem Dreiklang Ordnung, Sicherheit und Hilfe. Dabei wollen alle Beteiligte aus Augenhöhe zusammenarbeiten.
Das Ergebnis des Termins war durchaus positiv: Erstmals haben sich 14 Bürgervereine mit 9 Sozialvereinen zusammengefunden. Gemeinsam sind wir nicht mehr zu überhören. Das Thema ist angekommen. Stadtdirektorin Andrea Blome hat zugesagt unter ihrer Federführung ein Projekt einzurichten, in dem dann dezernatsübergreifend an einzelnen Themen gearbeitet wird, um der Verwahrlosung zu begegnen. Arbeitsstruktur und konkrete erste Themen werden in einem Folgetermin im Januar 2022 zusammen mit Frau Blome, dem Bündnis Innenstadt sowie relevanten Akteuren aus der Verwaltung, Ordnungsbehörden, Sozialvereinen etc definiert.
Auch der Kölner Stadt-Anzeiger (Link zum Artikel) und der Express (Link zum Artikel) berichteten am 08.11. ganzseitig über den Gipfel.
Anbei einige Impressionen des Abends:
Saal Heumarkt im Maritim Köln
Vertreter:innen der 9 Sozialvereine diskutieren auf der Bühne
Stadtdirektorin Frau Andrea Blome betont die Bedeutung des Abends
Bezirksbürgermeister Andreas Hupke spricht zu den Anwesenden